Forum on socio-ecological transformation

Comments (19)

13.04.2022 / 10:31 Uhr

Ralf Weber

Danke für die Zusammenstellung! Meine Frau und ich haben nun beschlossen, den Drängen unserer Tochter (14) nachzugeben und auch Vegetarier zu werden - dies ist zwar nur ein kleiner persönlicher Schritt, aber vielleicht doch auch ein Zeichen für andere. Und von der Politik erwarte ich, dass sie nicht nur Waffen in die Ukraine liefert, sondern sich noch viel stärker mit dieser Gefahr der Lebensmittelverteuerung in den Schwellenländern auseinandersetzt!

13.04.2022 / 14:56 Uhr

Fleischesser

"Trotz Sanktionen müssen Möglichkeiten für den internationalen Lebensmittelhandel freigehalten werden" - wie stellen Sie sich das konkret vor? Und wie stehen Sie zu einem möglichen Gas-Boykott?

14.04.2022 / 15:26 Uhr (> answer to Fleischesser)

Dr. Stefan Einsiedel

Am Beispiel der Lebensmittelpreise zeigt sich eindrucksvoll, dass nicht ein tatsächlicher, bereits eingetretener Mangel die Preise beeinflusst, sondern bereits die Erwartung einer deutlich sinkenden Erntemenge: In der Ukraine werden viele Bauern die Felder wegen des Krieges nicht bestellen können, in Russland fehlen wohl (verzeinzelt) Pestizide als auch Transportkapazitäten, in vielen anderen Ländern Düngemittel, deren Export Russland nun deutlich eingeschränkt hat. Der tatsächliche Ernte-Ausfall ist noch längst nicht eingetreten, aber man sieht deutlich: häufig sterben die Menschen nicht an tatsächlicher Lebensmittelknappheit, sondern weil sie sich die knapperen Lebensmittel nicht mehr leisten können. Deshalb ist es richtig, Preistreiber wie die Fleischerzeugung und die Beimischungspflicht von Bio-Kraftstoffen (deren Nutzen leider ohnehin fraglich ist) kurzfristig deutlich zu reduzieren. Und was ein mögliches Gas-Boykott betrifft, so finde ich (als Privatperson) den Ratschlag einiger Wirtschaftswissenschaftler bedenkenswert, nicht mit einem generellen Exportverbot die Weltmarktpreise für Öl und Gas so zu erhöhen, dass Putin mit geringeren Liefermengen an Drittländer immer noch hohe Gewinne einfährt, sondern einen empfindlichen Strafzoll auf russisches Gas einzuführen; dies würde die Attraktiviät russischen Gases bei uns deutlich reduzieren, aber wohl auch die Gewinne Russlands deutlich schmäler - und die Steuereinnahmen sollten den Opfern der russischen Agression zur Verfügung gestellt werden. Vor allem aber gilt: fossile Brennstoffe sind einfach nicht mehr vertretbar, ein beschleunigter Ausstieg ist für uns in vielerlei Hinsiche zukunftsentscheidend!

15.04.2022 / 12:46 Uhr (> answer to Dr. Stefan Einsiedel)

Fleischesser

Vielen Dank! Ich entnehme Ihrer diplomatischen Antwort, dass nicht der Lebensmittelhandel direkt boykottiert wird (das war auch mein Verständnis), sondern dass eben Herstellung und Transport unter erschwerten Bedingungen erfolgen... Zum Vegatarier-Sein kann ich mich noch nicht durchringen, aber ich werde jetzt an zwei Tagen die Woche auf Fleisch verzichten - vielleicht hilft es ja mir und der Welt ;-)

05.05.2022 / 15:46 Uhr (> answer to Dr. Stefan Einsiedel)

Volle Zustimmung!

Dragi empfiehlt ähnlich wie Sie, Russland niedrigere Preise für Öl und Gas zu bezahlen; aber vertragstechnisch sind Importzölle wohl leichter zu begründen als Bezahlungen unter dem vereinbarten Weltmarktpreis. Wichtig wäre aber vor allem, dass wir noch viel mehr über Alternativen zu unseren zahnlosen Boykott-Plänen diskutieren!

04.06.2022 / 13:06 Uhr (> answer to Volle Zustimmung!)

Anonym

Nun hat Putin den Afrikanischen Ländern ein vergiftetes Angebot gemacht: Ungestörte Weizenlieferungen gegen ungestörte Kriegsführung. Wäre ein guter Grund, unser europäisches (gibt es das?) Afrika-Engagement zu überdenken.

29.04.2022 / 13:10 Uhr

Palmöl-Knappheit

Dr. Kramp

Dank für den guten Übersichtsartikel! Lassen Sie mich hinzufügen, dass gestern der indonesische Ministerpräsident eine Exportbeschränkung für Palmöl verkündet hat, um die Versorgungslage im eigenen Land sicherzustellen. Bereits heute sind die entsprechenden Preise weltweit um bis zu 35% gestiegen. Die deutsche Welthungerhilfe fordert von der Bundesregierung die Aussetzung der Beimischungspflicht.

01.05.2022 / 11:52 Uhr

Weber

Milch-Preise und allgemeine Teuerung

Und hier noch ein Lese-Tipp zum Anstieg der Milchpreise; sehr erhellend ist dabei der Rechner zum Kaufkraftverlust, der macht das ganze noch besser greifbar. https://www.spiegel.de/wirtschaft/milchpreise-koennten-im-mai-um-bis-zu-25-prozent-steigen-a-3cd2961a-04cd-464d-822a-788b7aa15701

04.05.2022 / 12:24 Uhr

Schneider, Ann-Kathrin

Ökolandbau-Kriterien bei Misereor?

Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, in wie weit Miseroer bei der Förderung einzelner Projekte auf die Themen Bio-Landwirtschaft und Reduzierung des Fleischkonsums Rücksicht nimmt. Gibt es hier einheitliche Regelungen und Verbote oder eher allgemeine Empfehlungen? Ich weiß, dass Misereor zwar vielen Kleinbauern hilft, aber angesichts dieses gemeinsamen Statements mit Greenpeace und den Ökobauern interessiert mich einfach, wie streng Misereor bei eigenen Projekten ist. Danke!

10.05.2022 / 16:10 Uhr (> answer to Schneider, Ann-Kathrin)

Kathrin Schroeder, MISEREOR

Misereor unterstützt bereits seit vielen Jahren kleinbäuerliche Betriebe bei der Umstellung auf agrarökologische Wirtschaftsformen. Dabei orientieren wir uns an den Prinzipien der Agrarökologie "Die Prinzipien der Agrarökologie CIDSE 2018" (https://www.cidse.org/wp-content/uploads/2018/04/GE_Die_Prinzipien_der_Agrarokologie_CIDSE_2018.pdf) auf die sich die Mitgliedsorganisationen der CIDSE (https://www.cidse.org/) verständigt haben. Misereor fördert, außer ggfs. in besonderen Notsituationen, keine chemisch-synthetischen Dünger, Pestizide etc. in seinen Projekten und unterstützt bei der Umstellung auf nachhaltigere Wirtschaftsformen. Die entsprechenden Anbau- und Wirtschaftssysteme müssen dabei jeweils an die lokalen klimatischen und naturräumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Misereor spricht sich gegen die Intensivtierhaltung aus, woraus letztendlich bereits eine deutliche Reduzierung des Fleischangebots resultiert.

10.05.2022 / 16:59 Uhr (> answer to Kathrin Schroeder, MISEREOR)

SE

Vielen Dank für die Klarstellung! Der Begriff "Agrarökologie" ist mir neu, aber er klingt überzeugend; er scheint mir auch anschlussfähig an das Konzept der "Integralen Ökologie", der im Umfeld der Enzyklika Laudato Si gerade im katholischen Kosmos verstärkt diskutiert wird. Danke für den Hinweis!

10.05.2022 / 17:14 Uhr (> answer to SE)

Schneider, Ann-Kathrin

Danke auch von mir!

15.05.2022 / 16:44 Uhr (> answer to SE)

Agrarökologe

Wenn Sie mehr dazu lesen wollen: Der Begriff Agrarökologie ist schon älter (interessante Einführung: Martin/Sauerborn 2006), aber in den vergangenen Jahren wurden vermehrt auch soziale Gesichtsauspunkte miteinbezogen (Ludwig 2019, Gangkofer 2021)

17.05.2022 / 16:02 Uhr (> answer to Agrarökologe)

Anonym

Gangkover ist nicht wirklich Mainstream, ich würde Ihnen eher Ludwig Theuvsen empfehlen.

23.05.2022 / 13:10 Uhr (> answer to Anonym)

Weber

Ludwig Theuvsen war bis 2018 Professor für Agarökonomie (und gar kein schlechter) aber wechselte dann ins Ministerium (was er da tut, ist eher politischer Mainstream als wissenschaftliche Spitze...). Also: Mein Einschränkungen zu empfehlen, am besten sind Publikationen bis 2016.

06.07.2022 / 12:50 Uhr (> answer to Weber)

Waldrada

Ökologisch-sozial oder nur sozial?

Kann ich hier auch auf historisch bedeutende Sozial-Themen aufmerksam machen oder muss es immer auch ökologisch sein? Kurze Antwort wäre super, ich bin in Eile und das Problem drängt!

06.07.2022 / 13:20 Uhr (> answer to Waldrada)

B.R.

Wenn man sie genauer betrachtet haben schließlich viele soziale Fragen auch ökologische Implikationen. Diskussionen, die in diesem Spannungsverhältnis stehen, sollen hier einen Platz finden.

06.07.2022 / 14:00 Uhr (> answer to B.R.)

Waldrada

Vielen Dank, Herr Ronge! In der Tat sind soziale und ökologische Themen doch oft eng verbunden. Zum Beispiel ist es häufig so, dass diejenigen, die gegen Frauenrechte sind, auch die Rechte der Umwelt ignorieren. Ein klassisches Beispiel ist Waldrada († nach 869), die Friedelfrau des fränkischen Königs Lothar II. von Lothringen, der jedoch in einer kinderlosen (und unglücklichen) Ehe gefangen war. Im Konflikt um die Annulierung dieser Ehe wurden König und Bischöfe exkommuniziert und wieder begnadigt, aber am Ende landete Waldrada nach dem Tod ihres Mannes im Kloster. Die Benachteiligung von Wald(rada) hat bis heute enorme rechtsphilosophische Folgen, wenn sie wollen schreibe ich gerne einen Beitrag für Ihr Forum!

06.07.2022 / 14:11 Uhr (> answer to Waldrada)

B.R.

In der Tat ruft der Name "Waldrada" verblüffende Konnotationen zum Thema der Ökologie hervor. Allerdings scheint die Verbindung auch darin erschöpft, weshalb wir an dieser Stelle lieber von einer tieferen Bearbeitung absehen würden und auf dieser Seite der sozial-ökologischen Transformation die nötige Aufmerksamkeit schenken. Haben Sie dennoch vielen Dank für das Angebot!