Aktuelles Forum zur sozial-ökologischen Transformation
Grünliberaler Zusammenschluss: Auf dem Weg zu einem neuen Freiheitsbegriff
Fast die Hälfte aller jungen Wähler:innen unter 30 Jahren haben bei der Bundestagswahl die Grünen oder die FDP gewählt. Das zeigt laut Prof. Johannes Wallacher, dass die beiden Elemente grün und liberal nicht nur gleichermaßen politisch gewichtig, sondern auch wegweisend für einen grundlegenden Wandel hin zu einer klimaneutralen Industriegesellschaft seien.
Zusammen mit Martin R. Stuchtey, Geologe, Wirtschaftswissenschaftler, Professor für Ressourcenstrategie und -management an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck und Gründer von SYSTEMIQ Ltd., hat er die Bedeutung eines neuen Freiheitsverständnisses für das Gelingen der „Zitrusallianz“ von Grünen und FDP in einem Essay skizziert, erschienen am 19. November 2021 in der WirtschaftsWoche.
Da aus Sicht der nächsten Generation die Gegensätze zwischen „liberal“ (der Freiheit des Individuums verpflichtet) und „grün“ (den künftigen Lebensumständen verpflichtet) verschwimmen, könne dem neuen Bündnis ein „ökologischer Blick“ auf die christliche Soziallehre helfen. Denn in letzterer gehe es elementar um Fragen der globalen und intergenerationellen Gerechtigkeit.
Die Grundeinsicht zur stufenweisen Lösung der anstehenden Gerechtigkeitsfragen biete eine Bestimmung des Freiheitsbegriffs aus der Perspektive sozial-ökologischer Verantwortung.
Zentral dafür sei ein Verständnis von Freiheit, das wegführt von seiner libertären Engführung: Freiheit sei nicht bloß als Abwesenheit von Verbot und Zwang zu verstehen, sondern als gewährende und ermöglichende Freiheit zugunsten derer, deren Freiheitsrechte nicht oder noch nicht gesichert sind.
Die Gegensätze zwischen „liberal“ und „grün“ verschwimmen
Für eine Lösung der anstehenden Gerechtigkeitsfragen lasse sich die Tradition der kirchlichen Soziallehre, angepasst mit einem ökologischen Perspektivenwechsel, Wallacher und Stuchtey nach vor allem dann anwenden, wenn man das Verständnis von Freiheit zugunsten von Menschen in besonders verwundbaren Regionen und Ländern der Welt – und von Menschen, die noch nicht geboren sind – erweitere und zudem die Lust auf Innovation wecke.
Der Perspektivenwechsel der ökologischen Soziallehre versöhnt also nicht nur Liberales mit Ökologischem, sondern auch Ökologisches mit Liberalem und könnte wie bereits bei der Etablierung der jungen Demokratie und der Sozialen Marktwirtschaft auch heute wertvolle Impulse für das Gelingen des notwendigen Wandels liefern.
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