Sozial-ökologische Transformation – was bedeutet das?
Im deutschen Sprachraum werden die Begriffe „Transition“ und „Transformation“ meist gleichermaßen verwendet, um weitreichende Prozesse gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Wandels zu beschreiben, so heißt es im Abschlussbericht des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU 2011). Als dieser Bericht erschien, war der Begriff „sozial-ökologische Transformation“ schon bekannt, aber noch nicht allgemein üblich; die WBGU sprach daher meist von einer „großen Transformation“, als einem „fundamentalen Wandel, der einen Umbau der nationalen Ökonomien und der Weltwirtschaft innerhalb dieser [planetaren] Grenzen vorsieht, um irreversible Schädigungen des Erdsystems sowie von Ökosystemen und deren Auswirkungen auf die Menschheit zu vermeiden“.
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Moderne Gesellschaften sind eine sehr komplexe Angelegenheit. Wie in einem großen Uhrwerk ist alles miteinander verzahnt und nimmt man an einer Stelle Änderungen vor, so wirken sich diese zwangsläufig auf das ganze System aus. Wenn wir adäquat auf die Umwelt- und Klimakrise reagieren möchten, so können wir uns eben nicht nur auf ein einzelnes Zahnrad konzentrieren, sondern müssen das System als Ganzes denken.
Der Begriff „sozial-ökologische Transformation“ beschriebt wie eine solche, systematische Reaktion aussehen könnte und untersucht, wo auf gesellschaftlicher, wirtschaftlicher, kultureller und politischer Ebene ein Umdenken stattfinden muss.
Aktuell steht das Wachstum unserer Wirtschaft immer noch im Zusammenhang mit einem steigenden Verbrauch natürlicher Ressourcen. Die Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch ist also ein zentraler Hebel um unsere Ökonomie auch ökologischer zu gestalten.
Zentral ist hierfür die verursachergerechte Bepreisung eben jenes Ressourcenverbrauchs. So lässt sich verhindern, dass die sozialen und ökologischen Kosten, welche Produktion und Konsum verursachen, nicht weiter auf Dritte – und besonders auf sozial Schwächere und nachfolgende Generationen – abgewälzt werden.
Die verursachergerechte Bepreisung setzt notwendige Anreize für die Entwicklung und den Einsatz, erlaubt aber zugleich die Wahlfreiheit der Konsumenten und den Wettbewerb der Produzenten.
Dieser Prozess ist aber auch mit beachtlichen Verteilungseffekten und entsprechenden Interessenskonflikten verbunden. Er musss deswegen durch einen angemessenen sozialen Ausgleich und ausreichend internationale Abstimmung begleitet werden, um sich gegenüber „Trittbrettfahrern“ zu schützen, also all jenen Akteure, die nicht mit zukunftsfähigen Innovationen, sondern mit geringeren Umwelt- und Sozialstandards Vorteile im internationalen Wettbewerb erzielen wollen.
Gleichzeitig ist eine Politik der sozial-ökologischen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft durch einen tiefergreifenden Kultur-, Bewusstseins- und Wertewandel vorzubereiten, zu ergänzen und zu begleiten.
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Wussten Sie, ...
dass im englischen Sprachraum der Begriff „socio-ecological transformation“ in den 1970er Jahren meist noch mit anderer Bedeutung verwendet wurde? Damals beschrieb „socio-ecological transformation“ den historischen Wandel einzelner Länder, die sich von landwirtschaftlich geprägten Kulturen zu Industriegesellschaften entwickelten. Ab den 1980er Jahren wurde der Begriff dann allmählich im heutigen Sinne verwendet: „socio-economic transformation“ als Beschreibung für den aktuellen (und zukünftigen) Wandel hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft.
Die „Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik“, die seit 1989 die Deutsche Bischofskonferenz berät, verwendet den Begriff „sozial-ökologische Transformation“, um zu betonen, dass der Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft nur gelingt, wenn soziale und ökologische Anliegen gleichermaßen berücksichtigt werden. Eine leistungsfähige Wirtschaft ist Teil dieses Konzepts, so dass man auch von einer „sozial-ökologisch-ökonomischen Transformation“ sprechen könnte, aber eine starke Wirtschaft ist hier kein Selbstzweck, sondern sollte Mensch und Natur dienen.