Öko-soziale Gerechtigkeit in Zeiten der Krise - Debatten zur Umwelt- und Sozialethik in der Katholischen Kirche in Bayern

Kirche hat Zukunft, wenn sie sich den Zukunftsfragen stellt

Wenn Greta Thunberg sagt, sie wolle die Hoffnung der Erwachsenen nicht, meint sie, dass sie die Hoffnung als Vertröstung und Ausrede nicht will. Sie fordert weder einen vordergründigen Optimismus („Ich möchte, dass ihr in Panik geratet“), noch einen pessimistischen Fatalismus („Ich möchte, dass ihr handelt“). An diesem Punkt müssten die Kirchen anknüpfen. Die Zukunftsfrage ist einer der wenigen Bereiche, in denen es Überschneidungen und Berührungspunkte mit säkularisierten Gesellschaftsteilen und kirchenfernen Menschen gibt. In einigen anderen Fragen werden sie nicht mehr gehört oder ernst genommen.

 

Nur wenn die Kirchen sich den Fragen der Zukunft stellen, werden sie ihre eigene Zukunft gestalten können. Dazu müssen sie sich auf allen Ebenen eindeutig auf die Seite der Benachteiligten stellen und für die Bewahrung der Schöpfung eintreten. Neben der Frohen Botschaft des Neuen Testaments gibt es eine Reihe von hoffnungsvollen Ansätzen und Papieren, die als Basis und Motivation dienen können. Man denke nur an die christliche Soziallehre, erweitert durch den Nachhaltigkeitsbegriff, oder an die schon erwähnte Enzyklika Laudato si‘. An dieser Stelle sollen die Hilfswerke, kirchlichen Verbände und Organisationen nicht unerwähnt bleiben, die lange schon einen wichtigen Dienst an den Menschen leisten.

 

Durchkreuzte Hoffnung

 

 

Und hier sind wir wieder beim christlichen Glauben als Fundament für nachhaltiges Handeln. Der Auftrag an jeden Christen ergibt sich aus der Schöpfungsgeschichte. Weltverwoben sollen wir sein. Der christliche Glaube gibt uns aber noch etwas mit auf den Weg: Hoffnung. Kein blindes „wird-schon-alles-irgendwie-gut-werden“, kein Vertrösten, sondern eine durchkreuzte Hoffnung, eine Motivationskraft, die uns durch die Krise trägt und die gleichzeitig eigenes Handeln einfordert. Als Christinnen und Christen müssen wir glaubwürdig sein – und selbst tun, was wir von anderen verlangen.

 

Entscheidend ist, sich dabei nicht selbst zu überfordern. Keiner rettet das Klima im Alleingang. Die Debatte, ob man an Klimademonstrationen teilnehmen und gleichzeitig noch in ein Flugzeug steigen kann, ist anstrengend, aber notwendig. Diese Fragen zu diskutieren, führt unweigerlich zu Spannungen innerhalb der Gesellschaft, aber es müssen Antworten darauf gefunden werden – einige werden wehtun. Dieser Wandel kommt nicht von alleine, er verlangt Einsatz und persönliches Engagement. Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten Schöpfungsverantwortung übernehmen – dass diese Rahmen unterschiedlich ausfallen, ob jemand nun Chef eines Großkonzerns oder Rentner ist, liegt auf der Hand. Wichtig ist aber: ohne Verzicht werden wir keine gute Zukunft auf diesem Planeten haben. Und: jeder kann seinen Beitrag dazu leisten. Und wer mit einem schlechten Gewissen wegen eines „nicht klimakonformen“ Einkaufs nach Hause kommt, der hat für sich eine Erfahrung gewonnen: Sensibilisierung ist wichtig, und die beginnt stets bei mir selbst.