Öko-soziale Gerechtigkeit in Zeiten der Krise - Debatten zur Umwelt- und Sozialethik in der Katholischen Kirche in Bayern

zu handeln

Mitzureden ist aber nicht genug. Christ sein heißt nämlich auch, selbst aktiv zu werden und Zeugnis zu geben, so wie Jesus es uns allen aufgetragen hat. Das Gebet ist eine wichtige Säule unseres Glaubens und es ist wichtig, sich auf das eigene Leben und das der anderen zu besinnen und die persönliche Beziehung zu Gott zu pflegen.

 

Nur: beim „Gebet für eine bessere Welt“ darf es nicht bleiben. Wo wäre in einer solchen Welt, in der man sich in Gruppen oder alleine zum stillen Gebet zurückzieht, der Platz für unsere katholischen Verbände und Hilfswerke? Deren Engagement im sozialen und karitativen wie im entwicklungspolitischen Bereich wirkt weit über die Kirchtürme hinaus.

 

Und sie sind nicht still. Sie sind laut, manchmal frech und sie fordern ein. Sie bieten konkrete Hilfen für benachteiligte Menschen in Deutschland und weltweit. Ihre Projekte sind beständig und nachhaltig, ihre Hilfe keine bloße Geldverteilung im Gießkannenprinzip, sondern echte Hilfe zur Selbsthilfe, gemeinsam mit vertrauenswürdigen, kompetenten Partnern vor Ort.

 

Darin liegt eine der großen Stärken der katholischen Kirche: seit Jahrzehnten wird hier an der ökologischen und sozialen Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft gearbeitet. Gerade im Bereich „Klimagerechtigkeit“ leisten die kirchlichen Hilfswerke einen wichtigen Beitrag, lokal und weltweit. Wer, wenn nicht die Diakonie und Caritas können anhand ihrer Arbeit am besten zeigen, wie eng die soziale Frage mit dem Klimawandel verbunden ist. In der Sorge um den ganzen Menschen und der ganzen Schöpfung sehen die Kirchen ihr Selbstverständnis. Daraus ergibt sich ein breites Aufgabenfeld, das leider oft nicht mehr als Ganzes wahrgenommen wird. Als Beispiel soll hier die kirchliche Friedensarbeit genannt werden.

 

Hier liegt ein unglaublicher Schatz an Wissen und Erfahrungen, diesen zu heben und für die ökosoziale Transformation einzubringen, das muss nun das Ziel sein. Die katholische Kirche ist keine Bewegung. Bewegungen hat es viele gegeben, in der jüngeren und älteren Vergangenheit. Die katholische Kirche hat sie überdauert.

 

Das Engagement der katholischen Kirche im Bereich der Schöpfungsverantwortung ist nachhaltiger als jedes andere, auch weil sie auf dieses gerade geschilderte weltumspannende Netzwerk aus Kontakten und Erfahrungen zurückgreifen kann.

 

Und auch wenn Menschen zunehmend „ihre Probleme“ mit der Institution Kirche haben, wenn Finanz und Missbrauchsskandale Vertrauen und Glaubwürdigkeit schwächen, ihren Auftrag und die Botschaft Jesu, das eigene Leben im Sinn eines biblisch-christlichen Menschenbildes so zu gestalten, dass alle in Frieden und Gerechtigkeit und im Einklang mit der Umwelt leben können, den tragen die Menschen dennoch mit. Und würden sich alle Menschen an diesem Ideal orientieren und ihre Handlungen und Entscheidungen daran ausrichten, die Welt wäre eine andere, eine bessere.